v.l.n.r.: Amanda Demme, Angela Fisher, Donna Karan, Carol Beckwith, Elke Backes
Opening Event bei Donna Karan zur Ausstellung von Carol Beckwith und Angela Fisher
Fotos: Nick Ruechel
New York, East Hampton. Die Begegnung mit gleich drei imposanten Frauen führt mich vom hektischen und überfüllten Manhattan hinaus in die Hamptons, DER Wochenend- und Sommerresidenz zahlreicher Celebrities. Natur und Ruhe pur!
Eingeladen hat keine geringere als Donna Karan, eine der erfolgreichsten Modedesignerinnen seit Beginn der 1980er Jahre. Anlass ist die im November stattfindende Solo-Ausstellung der renommierten Fotografinnen Carol Beckwith und Angela Fisher in den Räumen ihrer Zen Foundation in New York, die sie mit diesem Opening Event vorstellt.
So gegensätzlich die Eindrücke von Metropole und Countryside, so gegensätzlich erscheinen zunächst auch die Persönlichkeiten der Protagonistinnen. Extrovertiert der Star Donna Karan, zurückhaltend die beiden Fotografinnen.
Erstes persönliches Highlight ist die Catering Crew, die offensichtlich nur aus männlichen Supermodels besteht und mich kurz von meinem eigentlichen Thema und der atemberaubenden Kulisse des Anwesens ablenkt.
Die Show stielt ihnen die Gastgeberin, die mich strahlend willkommen heißt. Nachdem ich ihr glaubhaft versichert habe, dass ich eigens für dieses Event angereist bin, gibt sie mir eine kurze Zusammenfassung über die Hintergründe ihrer Kooperation mit Carol und Angela und den Inhalt der Ausstellung. Während ihres Statements zeigt sich eine andere Seite der Modedesignerin.
„Uns dreien liegt es sehr am Herzen, einen Einblick in die Welt zu geben, die den meisten Menschen verschlossen ist, die ich vor allem im Zusammenhang mit den Bildungsförderungsprogrammen meiner Stiftung kennengelernt habe. Eine Welt, in der die Gemeinschaft noch durch Traditionen geprägt ist. Eine Welt, die sich im Einklang mit und nicht gegen die Natur bewegt. Zu finden ist sie vor allem in Afrika, dessen vielfältige Stammestraditionen sukzessive durch die rasant fortschreitende Globalisierung zerstört werden. Die Fotos von Angela und Carol bilden die Faszination der Zeremonien und Bräuche ab, die es zum Zwecke des Kulturerhalts zu schützen gilt. Hierzu möchte ich mit der Ausstellung meinen Beitrag leisten.“
Dunkel aufziehende Regenwolken sorgen für einen abrupten Abbruch unseres Gesprächs: „Ich muss schnell dafür sorgen, dass das Büfett drinnen angerichtet wird“, sagt’s und eilt davon.
Nach dem Essen gibt es einen Location-Wechsel. In familiärer Atmosphäre im Nachbarhaus präsentieren die beiden Fotokünstlerinnen einen unterhaltsamen Überblick über ihr Werk, das in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstanden ist. Ihr geradezu missionarisches Ziel hat sie 480.000 Kilometer durch die entlegensten Winkel Afrikas durchqueren und 44 der insgesamt 54 Länder erforschen lassen. – Kaum zu glauben, wenn man sich diese beiden eleganten Ladys so anschaut.
Entstanden ist das größte fotografische Archiv zur afrikanischen Kulturgeschichte: sensibel eingefangene Momente von höchster ästhetischer Qualität.
Beispiele der Fotografien für die Ausstellung
Rund 200 Tagebücher mit den Details ihrer abenteuerlichen Forschungsreisen haben Carol Beckwith und Angela Fisher verfasst, 17 mehrfach ausgezeichnete Bildbände und Filme publiziert. Die Ausstellung im November wird die größte Einzelausstellung der beiden Künstlerinnen sein, deren Arbeiten bisher überwiegend in internationalen Museen ausgestellt wurden.
Beispiele der Tagebücher
Dennoch fühlen sie sich verpflichtet weiterzumachen. Ihr Mammutprojekt soll vervollständigt, die noch fehlenden zehn Länder ergänzt werden. Danach ist die Digitalisierung des Gesamtwerks geplant, um es schließlich Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen. Hochrangige Universitäten haben bereits ihr Interesse bekundet.
Filmtrailer African Twilight
Am nächsten Morgen treffen wir uns zum Interview. Meine erste Frage richte ich an ihren Galeristen Frank Schönau (THK Gallery Kapstadt).
Wie bedeutsam ist deiner Meinung nach die Kooperation mit Donna Karan für den weiteren künstlerischen Werdegang von Angela und Carol?
Frank Schönau: Es ist ein bedeutender Schritt, um weitere internationale Aufmerksamkeit auf ihr fotografisches Ausnahmeprojekt lenken zu können, sowohl auf institutioneller wie auch auf Sammler-Ebene. Dass auf 400 Quadratmetern neben den Fotografien auch ihre Filme, Bücher und Artefakte ausgestellt werden können, ist eine wunderbare Gelegenheit, ihre gesamte künstlerische Bandbreite abzubilden.
Carol und Angela mit ihrem Galeristen Frank Schönau (THK Gallery, Kapstadt)
Mit Blick auf die Künstlerinnen fällt mir erneut auf, dass sie eine Aura erhabener Ausgeglichenheit umweht. Ob sie wohl immer so waren? Oder ob sich diese Ausgeglichenheit über ihre besonderen Erfahrungen im Zusammenhang ihrer sehr speziellen Reisen entwickelt hat? Ich frage nach.
Carol: Geduld, Ausdauer und Flexibilität wurden uns definitiv über die Umstände unserer Expeditionen antrainiert. Um unsere Ziele zu erreichen, mussten wir oft wochenlang auf Eseln oder Kamelen durch die Wüste reiten. Wenn wir fragten, wie weit es denn noch sei, hieß es oft: „Wir sind bald da“. Drei Wochen später waren wir immer noch unterwegs (lacht). Und das alles mit nur einer Kalebasse Milch am Tag …
Angela: In Sachen Flexibilität lässt sich die Geschichte erzählen, die wir in Madagaskar erlebt haben. Dort erreichte uns die Nachricht, dass in 48 Stunden in Tansania eine Zeremonie startet, die nur alle 14 Jahre stattfindet. Kurz entschlossen sind wir in der Nacht aufgebrochen, nach Südafrika geflogen, haben den nächsten Flug nach Kenia genommen, sind 17 Stunden gefahren, um dann glücklicherweise diese mehr als beeindruckende Szenerie fotografisch einzufangen.
Ist es richtig, dass mittlerweile fast die Hälfte der traditionellen Bräuche, die ihr dokumentiert habt, nicht mehr existiert?
Carol: Ja. Das ist leider richtig. Genau deshalb ist es uns so unendlich wichtig, den nachfolgenden Generationen mit unserer Arbeit eine Erinnerung an die Geschichte ihrer Kultur geben zu können.
Wenn ich mir die Fotos anschaue, lösen sie starke Emotionen in mir aus. Ich frage mich, warum das so ist. Lässt sich darin vielleicht auch so etwas wie eine Verbindung aus Kunst und Anthropologie und hierüber der Ursprung von Kunst und Design erkennen?
Angela: Absolut. Wir beide kommen ja ursprünglich aus den Bereichen der bildenden Kunst und des Design. Carol war Malerin und ich Schmuckdesignerin. Diese enge Verbindung aus Kunst und Anthropologie haben wir beide sofort erspürt. Kunst wird bei den Urvölkern in Afrika mit einem rituellen oder spirituellen Glauben und nicht im Sinne unseres Kunstverständnisses produziert. Alles hat eine Botschaft. Gegenstände oder Schmuck bilden beispielsweise den Status einer Person ab oder sind Gegenstände des Schutzes. Fetischobjekte, mit denen Sie die Geister der Götter oder der Natur oder die Geister der Ahnen um Schutz, Macht oder Rat ersuchen.
Wie wichtig sind vor diesem Hintergrund die textlichen Erläuterungen zu den Bildern in euren aktuellen African Twilight-Büchern?
Carol: Sie unterstützen unsere Absicht, diese fremden Kulturen verstehen zu lernen. Wir glauben, dass ein solches Verständnis wichtig ist, um uns der Ähnlichkeiten und Verbindungen mit diesen Völkern bewusst zu werden und hiermit das Fremde überwinden zu können. Wir glauben, dass dies nicht nur für die Zukunft der Menschheit, sondern auch für den Weltfrieden von entscheidender Bedeutung ist.
Ein starkes Abschlusswort.
Weitere Informationen
… über die Künstlerinnen:
https://carolbeckwith-angelafisher.com
angela-fisher-and-carol-beckwithhttps://www.thkgallery.com/angela-fisher-and-carol-beckwith
… über die Urban Zen Foundation von Donna Karan: https://urbanzen.org
… über ihre Galerie: https://www.thkgallery.com/about