ART DIALOG

– Magazin für Kunst & Kommunikation –

Wo fängt man an, wo hört man auf, wenn man die Chance hat mit einem Künstler zu sprechen, dessen Werk derart vielschichtig, umfangreich und bedeutsam ist wie seines? Alfonso Hüppi zählt zu den wichtigsten Vertretern der Nachkriegsavantgarde sowie der Postmoderne und ist ein ebenso begnadeter Maler wie Bildhauer, Zeichner und Grafiker. Meine anfängliche Idee, es mit einer thematischen Eingrenzung zu versuchen, scheitert mit seiner Antwort auf meine Frage, ob es vielleicht eine Werkgruppe oder Schaffensphase gibt, die ihm besonders am Herzen liegt: „Nein. Irgendwie hat alles seine Geschichte und ist deshalb für mich auch von Bedeutung“. Das macht unmittelbar klar, dass man sich diesem Œuvre  nur nähern kann, indem man über genau diese Geschichten spricht.
Er ist ein Künstler, der alle Klischees eines Bohemiens bedient. Bereits seit seinem fünfzehnten Lebensjahr lässt Bernhard Martin seiner schier unbändigen Abenteuerlust freien Lauf. Unkonventionell und exzessiv folgt er seinen Ideen zur Kunst. Glücksspiel, Drogenkonsum, Fälschungsdelikte oder das Leben auf der Straße gehörten einfach irgendwie dazu, weil „an die Grenzen der Gesellschaft zu stoßen“ für ihn Kunst bedeutet. Im Ergebnis finden sich sehr besondere Bildwelten von ihm komponiert, die in den prominentesten Sammlungen der Welt, wie beispielsweise der des "MoMa" in New York oder der des "Arario Museums" in Seoul vertreten sind und regelmäßig in ebenso prominenten Ausstellungshäusern präsentiert werden. Mit meinem Besuch in seinem Atelier in Berlin versuche ich, den Rätseln seiner oft grotesken Fantasiewelten auf den Grund zu gehen. Das Wort explosiv trifft am besten die geballte Ladung multipelster Gedankenströme, die mir in unserem Gespräch entgegengewirbelt werden ...
Zugegeben, bis zum Besuch dieser Ausstellung ist es mir erfolgreich gelungen, mich unauffällig an der Welt der Immersiven Kunst vorbeizuschlängeln. Allein die Fachterminologie mit ihren wie selbstverständlich angewandten Abkürzungen wirkte auf mich angsteinflößend: Artificial Intelligence (AI), Computer Generated Imagery (CGI), Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Bots, und dann jetzt auch noch Non-Fungible Tokens (NFT) ... Zu technisch. Zu kompliziert. o dachte ich bis zu meinem Treffen mit Giulia Bowinkel und Friedemann Banz –­ DEM Künstlerduo, das die Entwicklung dieser noch jungen Kunstform seit ihren Anfängen mitgestaltet.
Braunschweig. Yes! Genauso habe ich es mir hier vorgestellt, denke ich beim Betreten des Ateliers von Manuela Karin Knaut. Ein Crossover aus Farbeimern, Farbtuben, Sprühflaschen, Ölkreide, Holzlatten, Leinwänden, Fotografien, Papierrollen, Folien, undefinierbarem Krimskrams und natürlich Farbsprenkeln, wo immer man hinsieht, spiegeln das Explosive ihrer Arbeiten in absolut jedem Winkel des Raumes. Hier wird gemischt, gerührt, übereinander geschichtet und mit Materialien experimentiert was das Zeug hält. Knaut zählt zu den erfolgreichsten Künstlerinnen innerhalb des sich immer stärker behauptenden Online-Kunstmarktes. Ihre Werke, die mittlerweile auf nahezu jedem Kontinent verkauft werden, lassen ebenso Elemente der Streetart wie des Objet trouvé (gefundene Gegenstände, die zur Kunst erklärt werden) erkennen ...
Düsseldorf. Die Idee der reinen Konzentration auf das Zusammenspiel von Form und Farbe – unter Verzicht auf jede Gegenständlichkeit – ist innerhalb der Kunstgeschichte nicht neu. Dass und warum die Fortsetzung dieser Idee nach wie vor aktuell und spannend sein kann, zeigt mir mein Besuch bei Marlon Red. Ein kurzer Blick auf ihre Malereien und Zeichnungen reicht aus, um die leidenschaftliche Experimentierfreude zu erkennen, die jedem einzelnen ihrer Werke innewohnt. Immer wieder aufs Neue überraschen ihre Bildmotive mit unterschiedlichsten Raumsituationen, die sie über die unendlichen Kompositionsmöglichkeiten aus Linie und Farbe, aufgetragen und bearbeitet auf verschiedensten Bildträgern, zu gestalten weiß ...
Köln, 2. Dezember 2020. Welch ein Privileg! Eingerahmt von Regisseurin Tatjana Gürbaca und Bühnenbildner Stefan Heyne (selbstverständlich unter Berücksichtigung der Abstandsregeln) darf ich meinen Platz einnehmen und mir die Aufführung von "Die tote Stadt" in der Oper Köln anschauen. Neben mir ist dieses Erlebnis nur wenigen weiteren Gästen, verteilt im ansonsten nahezu leeren Zuschauerraum, vergönnt. Die Akteure sind sichtbar aufgeregt. Handelt es sich doch um die Aufzeichnung zum Life-Stream der Neuinszenierung des Stückes, das am 4. Dezember 1920, dirigiert von Erich Wolfgang Korngold in Köln uraufgeführt wurde. Genau einhundert Jahre später wird es in die Gegenwart transformiert. In eine Gegenwart, die es den Akteuren lange Zeit nicht ermöglicht hat, in ihrer Kunst agieren zu können und Opernbesuchern noch auf unbestimmte Zeit das Live-Erlebnis verwehren wird. Die an diese Bedingungen angepasste Produktion versucht sich an einem neuen Format: Oper live, aber zu Hause am Bildschirm ...
Bonn. Lässt sich reale Leere digital füllen? Wie verändern sich zwischenmenschliche Beziehungen im Zeitalter der Digitalisierung? Fragen, mit denen sich Louisa Clement künstlerisch auseinandersetzt und die mir seit meinem Besuch bei ihr keine Ruhe mehr lassen. Immer stärker realisiere ich die Macht der digitalen Kommunikation, die uns vor allem jetzt – unter den Bedingungen der Pandemie – den scheinbaren Kontakt zur Außenwelt erhält. Das so populär gewordene: „Your Likes made my day“ hat für mich einen beängstigenden Beigeschmack bekommen ...
Bevor es gleich in ungewohnter und ungewöhnlicher Form losgeht, eine kurze Erklärung zur Ideenfindung: Das erste Mal begegnete ich Fabio Borquez zu Beginn dieses Jahres. Anlass war seine beeindruckende Ausstellung Flores del Mal auf Schloss Benrath in Düsseldorf. Zu sehen waren dort Aktfotografien von Frauen, die in kunstvollen Inszenierungen mit Blumen geradezu symbiotische Wesen bildeten. Das opulente Ambiente des Schlosses schuf den perfekten Rahmen.

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